Unsere Partnergemeinde in Klausenburg (Siebenbürgen, Rumänien)

Rückansicht der Kirche

„In Christus – Hoffnung für die Welt“ lautete das Motto der 7. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 1984 in Budapest, der Hauptstadt von Ungarn. Auf höchst abenteuerliche Weise wurde damals das Saatkorn einer im wahrsten Sinne des Wortes fruchtbringenden Partnerschaft gelegt. Damals erhielten Glieder unserer Gemeinde die Adresse einer Gemeinde in Osteuropa. Rumänien und damit auch die Region Siebenbürgen, mit ihrem ehemaligen Verwaltungssitz und Geburtsort des ungarischen Königs Matthias Corvinus, Klausenburg (ung. Kolozsvár, rum. Cluj-Napoca), befand sich damals im Würgegriff des Diktators und Demagogen Nicolae Ceaușescu (*1918; †1989). Er richtete das Land und seine Bevölkerung durch die grenzenlose Ausbeutung aller wirtschaftlichen und natürlichen Ressourcen zu Grunde. Ende der 80er Jahre wurden zur Devisenbeschaffung vor allem Lebensmittel in großem Umfang exportiert, um dadurch in erster Linie die größenwahnsinnigen Großbauprojekte des Diktators zu realisieren. So stand man damals für ein einfaches Brot einen halben Tag in der Schlange des Lebensmittelgeschäftes. Die Nachrichten aus Rumänien waren sehr unterschiedlich. Wir fragten uns, ob unsere Pakete ankommen, ob wir das Richtige schicken. Die erste Reise fand 1988 statt, gefolgt von verschiedensten Besuchen unterschiedlichster Gemeindegruppen. Abendmahlstisch im Zetrum des Langhauses

Die X. reformierte Kirchgemeinde Klausenburg ist noch nicht so alt. Sie ist entstanden, da im Gebiet der bestehenden Gemeinde ein Neubaugebiet, dem Industrialisierungswahn Ceaușescus geschuldet, errichtet wurde. Damit wurde die Muttergemeinde viel zu groß, und eine Neugründung war sinnvoll. Pfarrer Endre Kozma wurde beauftragt diese Gemeinde zu gründen und zu führen. Als Zentrum der Gemeinde diente eine Werkstatt. Hier zog Pfarrer Kozma mit seiner Frau Gisela ein, die als Pfarrerin weiterhin ihre Gemeinde außerhalb Klausenburgs versorgte. Im hinteren Teil des Hauses wurde das Pfarrbüro eingerichtet und im vorderen Teil entstand ein Kirchsaal. Wie viele Menschen darin Platz fanden ist unbekannt, jedoch war es immer eng gewesen. Zentrum bildete auch hier der „Tisch des Herrn“, hinter dem ein Rednerpult dem Prediger diente, auf der linken Seite stand das Harmonium und zu beiden Seiten des Tisches standen die Stühle für die Presbyter, der Rest des Saales war mit Stühlen für die Gemeinde gefüllt. Es war ein ordentliches Pfarrhaus, mit einer entsprechenden großen Tafel an der Fassade. Was undenkbar gewesen ist, dass eine ungarische reformierte Gemeinde eine Kirche bauen durfte. Aber dieser Bau war nötig. In der Gemeinde wurden mehr Menschen getauft als Todesfälle zu verzeichnen waren. Die Gemeinde wuchs beträchtlich und schon bald wurden Sonntag für Sonntag 2 Gottesdienste hintereinander angeboten. Endre Kozma hatte eine göttliche Eingebung. Ihm wurden Grundstücke angeboten, er bekam Geld geschenkt und kaufte auf Gottes Verheißung hin die Grundstücke, auf der die jetzige Kirche und das Pfarrhaus stehen. Damals war nicht daran zu denken, dass es die Revolution geben würde, aber Gott wusste es natürlich und Endre hatte die Kraft zu glauben.Fébé Altersheim
Kindergarten
Panorama Klausenburg

Nach den Hilfstransporten wurde hier nun schon zum zweiten Mal die „Hoffnung für die Welt“ spürbar, jetzt speziell für die ungarisch reformierte Gemeinde in Klausenburg. Wir konnten sowohl administrative als auch technische Unterstützung anbieten. Das begann bei der Beratung während der Planungsarbeiten der Architektin, über die Bereitstellung von fachmännischer Hilfe als auch den eigentlichen Gerätschaften für den Heizungsbau, bis hin zur Beschaffung der zwei Glocken, die nun jeden Tag in Klausenburg erklingen können. Insofern ist der Klang der Glocken Ausdruck der Freude einer Gemeinde, die ihren Herrn an ihrer Seite weiß, der gut für sie sorgt. Wir Radebeuler durften ein klein wenig Unterstützung geben, aber vor allen Dingen durften wir Zeugen einer unglaublichen Geschichte Gottes werden. Die offizielle Partnerschaftsvereinbarung wurde von beiden Kirchenvorständen unter Einbeziehung der jeweiligen Leitungsgremien der Landeskirchen in Klausenburg am Sonntag, den 3. Mai 1992 unterzeichnet.

Nachdem die Kirche der X. ungarisch-reformierten Gemeinde in Klausenburg 1994 geweiht wurde, kristallisierten sich innerhalb weniger Jahre immer klarer die Problemfelder heraus, für welche eine Lösung gefunden werden musste. Diese Probleme waren vor allem solche des sozialen Bereichs. So konnten bis heute ein Kindergarten für 15 Kinder, eine Grundschule, ein Altersheim für ca. 30 Bewohner sowie eine Fahrradwerkstatt eingerichtet werden. Vor allem vor dem Hintergrund eines korrupten, sich ständig im Umbruch befindlichen Staatsapparates und insbesondere deswegen, dass es keine christlichen Träger gibt, ist es erwähnenswert, dass all das realisiert werden konnte. In allen erwähnten Einrichtungen kann Menschen Arbeit gegeben werden, sie sind dadurch auch Hilfe zur Selbsthilfe. Für die Fahrradwerkstatt, die 3 Menschen Arbeit gibt, sammeln wir beispielsweise in regelmäßigen Abständen Fahrräder, die dann, falls nötig repariert werden, um sie anschließend auf den umliegenden Wochenmärkten zu verkaufen, die Einnahmen kommen dann auch direkt der Gemeinde zu Gute.Denkmal der Revolution 1989

Neben den zahlreichen und immer notwendig bleibenden finanziellen und materiellen Unterstützungsangeboten ist es aber vor allem auch der persönliche Kontakt der eine Partnerschaft erlebenswert und erhaltenswert macht. Im Jahre 2002 war die erste Rüstzeit jugendlicher Klausenburger in Radebeul geplant, leider musste diese auf Grund des Hochwassers auf 2003 verschoben werden. Seitdem finden in regelmäßigen Abständen solche Rüstzeiten statt. Mittlerweile werden diese von einer Reihe Jugendlicher unabhängig von der Kirchgemeinde selbst organisiert. Das gegenseitige Interesse ist ungebrochen, wir sind dankbar, dass es weitergegeben werden kann. Im Jahr 2009 gab sich das erste „Klausenburger-Radebeuler-Paar“ das Ja Wort.

Die nächste Herausforderung ist die Organisation des Besuches unserer Geschwister zum 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag 2011 in Dresden.

 … da wird dein Herz auch sein (Mt. 6,21)

„Am lebendigen Wasser gebaut“- Familienrüstzeit in Bozovici (Banat Rumänien)

Die diesjährige Familienrüstzeit mit unserer Partnergemeinde aus Klausenburg fand vom 23.7. bis zum 2.8.16 statt. Nach einem Reisesegen am Samstagmorgen in der Lutherkirche starteten 20 Teilnehmer in drei Kleinbussen. Nach zwei Tagen Fahrt erreichten wir Bozovici. Dort trafen wir auch unsere Freunde und Teilnehmer aus der Partnergemeinde, der
„X. Reformierten Kirchgemeinde“. Da sich einige schon kannten, war die wiedersehensfreude sehr groß. Wir teilten uns in zwei moderne Pensionen auf, von der eine zum Begegnungsort wurde. Die Rüstzeit stand unter dem Thema „Am lebendigen Wasser gebaut“, worum sich auch die Bibelarbeiten an fast jedem Vormittag drehten. Durch Ausflüge zu Wasserfällen, Baden in klaren Gebirgsbächen, eine Bootsfahrt auf der Donau am Eiserenen Tor, Besuch eines Mühlendorfes, eine Wanderung im Naturschutzgebiet vorbei an Kaskaden zu einem wunderschönen türkisfarbenen See erlebten wir die Vielfältigkeit von lebendigem Wasser. Bei einer zweistündigen Fahrt auf der 34 km langen Banater Semmering-Bahnstrecke aus dem Jahr 1854 von Anina bis nach Orawitz genossen wir den herrlichen Ausblick über die Landschaft.
Außerdem besuchte uns der ungarische Pfarrer Miklos Bodis und erzählte uns von seiner Missionierungsarbeit in Rumänien. Am letzten Abend spielten wir in gemischten  ungarisch/deutschen Mannschaften noch gemeinsam lustige Spiele, ebenfalls mit und über Wasser. Samstag ging unsere Fahrt weiter nach Klausenburg, wo wir in Familien übernachteten. Am Sonntag stand der Gottesdienst in der Klausenburger Gemeinde im Mittelpunkt. Wir sangen zusammen unser Lied, was uns die ganze Rüstzeit begleitete: „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen. Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen. Der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und seine Blätter verwelken nicht.“ Anschließend sahen wir uns noch den Kindergarten, das Pflegeheim, die Fahrradwerkstatt und das Grundstück für das geplante Altenpflegeheim an. Wir genossen die menschlichen Begegnungen und wurden kulinarisch von den Klausenburgern verwöhnt.
Herzlichen Dank an die tollen Organisatoren Kathrin und Michael Roßner sowie Erika und Andras Kozma.
Eva und Maria Nitzsche, Wilhelm Petzholtz

Unsere Reise nach Klausenburg vom 20.10.-27.10.11

Am Donnerstag, dem 20.10., traf sich unsere Gruppe frühmorgens 3.45 Uhr auf dem Kirchplatz, darunter OB Herr Wendsche, seine Lebensgefährtin Frau Flierl, Gemeindemitglieder und ein Mitarbeiter des Kinderschutzbundes, um mit zwei Kleinbussen zu unserer ungarisch-reformierten Partnergemeinde nach Klausenburg zu fahren. Nach einem Zwischenstop in Budapest und einer Übernachtung in Pecel kamen wir Freitagabend in Klausenburg an. Wir wurden liebevoll empfangen und bezogen unsere Quartiere bei unseren Gastfamilien. Am Sonnabend besichtigten wir die Kirche, den Kindergarten, die Fahrradwerkstatt und  das Pflegenest, wo wir den mitgebrachten Wäschetrockner übergaben. Nachmittags gab es eine Stadtführung und abends den Besuch eines Klavierkonzerts im Rahmen des gerade stattfindenden Festivals zum 200. Geburtstag von Franz Liszt. Sonntags feierten wir mit der Gemeinde Gottesdienst. Pfarrer Heinze predigte, nachdem er nach einem „Irrflug“ nach Sibiu und einer nächtlichen Taxifahrt zu uns gestoßen war. Nachmittags besuchten wir ein Trachtenmuseum, das ein Privatmann von den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zusammengetragen hat. Danach fuhren wir auf eine Schlossruine, die auch Versailles von Siebenbürgen genannt wird. In mühevoller Arbeit wird sie von Studenten in Sommerworkshops restauriert. Montag gab es einen Empfang im Rathaus, wo uns der Vizebürgermeister über die kommunalen Herausforderungen seiner Stadt informierte. Am Nachmittag fuhren wir in das Heimatdorf eines Kirchvorstehers. Voller Stolz zeigte er uns sein gerade fertig gewordenes Haus, das er mit seinen zwei Söhnen in 10 Jahren mit eigenen Händen gebaut hat. Es gab ein ungarisches Fest mit live gespielter volkstümlicher Musik, Tanz, Gesang, Lagerfeuer, leckerem Essen und guten Gesprächen. Am Dienstag fuhren wir in das altehrwürdige Schäßburg mit einem Zwischenstopp in Birthälm, wo wir uns eine Kirchenburg ansahen. In Schäßburg bekamen wir eine ortskundige Führung vom dortigen Dekan Johannes Halmen. Er ist einer der letzten Pfarrer für die verbliebenen Siebenbürger Sachsen. Seine Frau ist Lehrerin an einer alten deutschen Internatsschule, die aber überwiegend von rumänischen Kindern besucht wird. Abends gab es dann mit der Gemeinde ein Grillfest, und es hieß schon wieder Abschied nehmen.

Danke an Familie Roßner, an Familie Kozma und unsere Partnergemeinde für die Organisation und die Gastfreundschaft, an Frau Flierl für die Fotos und an unsere vier Superfahrer.       

Kathrin Meinel

Bilder zu unserer Reise nach Klausenburg vom 20.10.-27.10.11

20 Jahre Partnerschaft mit Klausenburg

X. Reformierte Kirchegemeinde Klausenburg

Am 3. Mai 1992 unterzeichneten die Kirchenvorstände der Lutherkirchgemeinde Radebeul und der X. Reformierten Kirchgemeinde Klausenburg einen Partnerschaftsvertrag, der seitdem mit viel Leben gefüllt wurde. So konnten wir u.a. mit Fachwissen und Material den Bau einer eigenen Kirche unterstützen, welche 1994 geweiht wurde. Prägend sind die gemeinsamen Begegnungen und Erlebnisse. Anna Kozma hat ein freiwilliges soziales Jahr in Radebeul absolviert, Jutka Vaida konnte in Deutschland studieren, Dalma Kovacz hat schon Klavierkonzerte in Radebeul gegeben und gemeinsam mit Herrn GMD Carulli das Orchester der Landesbühnen Sachsen während zweier Benefizkonzerte dirigiert. Die Klausenburger waren mit dem Reisebus hier, wohnten in Radebeuler Familien und lernten gemeinsam mit uns das herrliche Sachsenland kennen. Während des Kirchentages beherbergten wir 15 Gäste aus Klausenburg.

Aber auch in die andere Richtung sind wir unterwegs. So gab es Familienfreizeiten, zu denen Radebeuler und Klausenburger Familien gemeinsam in einer traumhaften rumänischen Landschaft unterwegs waren und wunderschöne Erlebnisse hatten. Die Jugendlichen der Gemeinden besuchten sich wiederholt gegenseitig. Freundschaften entstanden, auch eine Ehe wurde schon geschlossen. Wir werden vertraut mit anderer Mentalität und Sprache. Wobei wir Radebeuler immer noch kein Ungarisch sprechen. Zum Glück funktioniert die Verständigung auch gut in Englisch und von unseren ungarischen Freunden sprechen einige sehr gut deutsch. Der Rumänienausschuss unserer Kirchgemeinde bereitet jährlich den Gottesdienst zum Partnerschaftssonntag im September mit vor, hat schon mehrere Fahrradsammel- und -transportaktionen organisiert, bereitet Treffen und Freizeiten vor, organisierte vor zwei Jahren einen Ausstellung eines Klausenburger Malers in der Lutherkirche u.v.m.Isometrische Entwurfsansicht des geplanten Alten- und PflegeheimesDas bestehende Alten- und Pflegeheim „Fébé – Pflegenest“

Das aktuelle Projekt ist die Gründung eines Fördervereins. Nachdem unsere Partnergemeinde seit einigen Jahren ein kleines Altenpflegeheim „das Pflegenest“ betreibt, liegt nun die Baugenehmigung für ein großes Altenheim vor. Um dieses Projekt von hier aus in erster Linie mit finanziellen Mitteln unterstützen zu können, werden derzeit die Vorbereitungen für die Vereinsgründung getroffen. Hier werden sich weit über unsere Gemeinde hinaus Menschen zusammentun, die dabei helfen wollen, auch in Rumänien menschenwürdige Zustände für alte Menschen, die Hilfe benötigen, zu schaffen. Das ist noch lange keine Selbstverständlichkeit, und ein Netz sozialer Träger gibt es nicht. Für all diese Vorhaben brauchen wir Ihre Unterstützung und Ihr Gebet, melden Sie sich im Pfarramt, wenn Sie mehr dazu wissen wollen.

Steffi Kaul

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